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ÖGK-Arbeitnehmerobmann Huss: Zukunft der Kassenmedizin ist die Zusammenarbeit und wertschätzendes Miteinander

Zeit für Teamplay, nicht für gegenseitige Beschuldigungen
Huss / Sozialversicherung / Leistungen / Gesundheit / Gewerkschaften 
06.02.2020, 13:17 | OTS0109 | ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund 
 
 
ÖGK-Arbeitnehmerobmann Huss: Zukunft der Kassenmedizin ist die Zusammenarbeit und wertschätzendes Miteinander 
 
Zeit für Teamplay, nicht für gegenseitige Beschuldigungen 
 
(Wien/OTS) - Der so genannte Ärztemangel ist ein, regional unterschiedlich zu bewertender Kassenärztemangel, im wesentlichen in ländlichen Regionen. Dort wo wir wenig Kassenärzte haben lassen sich auch keine Wahlärzte nieder weil diese Regionen nicht attraktiv genug sind. Das ist die wirkliche Herausforderung in den nächsten Jahren. Die Köpfe von Kassenärzten und Wahlärzten zu zählen bzw. zu vergleichen ist zudem nicht aussagekräftig. 
 
„An den wenigen unbesetzten Kassenstellen im Bundesland Salzburg sieht man, dass best practice Beispiele aus den Bundesländern wirken“, stellt Andreas Huss, MBA als ehemaliger Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse und jetziger ÖGK-Arbeitnehmer Obmann, fest. In Salzburg wurden in den letzten Jahren in guter Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Salzburg viele neue Möglichkeiten von Zusammenarbeitsformen für die Kassenärzte eröffnet.
 
Damit wurden die Rahmenbedingungen für Kassenärzte so gestaltet, dass die modernen Anforderungen der jungen MedizinerInnen-Generation erfüllt werden. Wir haben einen ganzen Strauß von Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten entwickelt. Neben den fünf verschiedenen Gruppenpraxis-Modellen gibt es mehrere Varianten von Jobsharing, wie z.B. geteilte Kassenstellen oder saisonales Jobsharing in den Skigebieten. Daneben gibt es Möglichkeiten für Übergabepraxen, damit die erfahrenen Kassenärzte ihre Erfahrung und Wissen an die Nachfolger weitergeben können. Der männliche 7/24 Landarzt ist nicht mehr die Lösung. Es braucht eine breites Angebot für alle Lebenslagen von Medizinern und vor allem für Medizinerinnen.
 
Salzburg hat auch als erstes Bundesland eine regionale Vereinbarung für die Installation von Primärversorgungseinheiten abgeschlossen und das jetzt bundesweite Modell der Lehrpraxen initiiert und als Pilotprojekt umgesetzt. Darüber hinaus wurde im regionalen Strukturplan ein weiterer Ausbau der Allgemeinmedizin-Stellen beschlossen, vorrangig als Primärversorgungseinheiten. Auch die Pflegevisite in der eine Pflegekraft Standardvisiten fährt, ist Teil dieses Vertrages. Im übrigen muss nicht jede Tätigkeit von Medizinern erbracht werden. Andere Gesundheitsberufe können vieles gleich gut, manches sogar besser als ÄrztInnen. Das haben wir auch mit dem Salzburger Psychotherapiemodell bewiesen.
Huss: „Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die gemeinsamen innovativen Schritte im Ausbau der Zusammenarbeitsformen für Ärzte ergeben - laut der Ärztekammer Statistik - nur eine offene Stelle bei der Allgemeinmedizin im Bundesland Salzburg. Jetzt gilt es, diese Zusammenarbeitsformen in ganz Österreich zu realisieren.“
 
Die Lehrpraxis, eine Salzburger Erfindung und die Salzburger Initiative für Allgemeinmedizin sind Vorbilder für bundesweite Initiativen geworden. In Salzburg steht zudem der Generationenwechsel nicht mehr bevor sondern wir sind mitten drin und bewältigen ihn scheinbar gemeinsam mit der Ärztekammer sehr gut. Grundlage dafür war eine gemeinsam mit der ÄK breit angelegte Landarztstudie die viele Erkenntnisse zu den Vorstellungen junger MedizinerInnen aber auch Ideen etablierter ÄrztInnen zusammengefasst hat. 
 
Ärzteeinkommen:
Man wird als Allgemeinmediziner sicher nicht steinreich, aber ein (auch vom IHS errechnetes) Durchschnittseinkommen von netto 5.000,- bis 7.000,- Euro (gerechnet auf 14x) ist ein gutes Einkommen. „Die Einkommensschere muss aber geschlossen werden“, ist Huss überzeugt. „Im Vergleich zu manchen Facharztfächern ist in der Allgemeinmedizin Luft nach oben. Warum ein Radiologe oder ein Labormediziner das vielfache eines Allgemeinmediziners verdient ist mir nicht erklärbar und auch auf Grund der Arbeitsbelastung eines Hausarztes nicht gerechtfertigt. In Salzburg habe ich mich bemüht die Hausärzte und Kinderärzte bei den Honorarabschlüssen immer höher zu bewerten als die Fachärzte mit besserem Einkommen“. Zudem hat die IHS Studie auch ergeben, dass Kassenärzte, bei höherer Arbeitsbelastung, aber auch mehr verdienen als Wahlärzte. 
 
Die Vorschläge von den NEOS zur Übernahme von Wahlarztkosten durch die ÖGK zeugen von der geringen Kompetenz und fehlendem Verständnis für die Zusammenhänge in der sozialen Krankenversicherung. Mit diesen Maßnahmen würde es sehr bald gar keine Kassenärzte mehr geben und damit auch keine Bereitschaftsdienste, Notdienste und Versorgungssicherheit. Wenn wir jedem Wahlarzt die vollen Honorare ersetzen müssten, würde das nicht nur unfinanzierbar, sondern treibt auch Kassenärzte in die Wahlarztpraxis.
Würde dieser Vorschlag umgesetzt werden hieße das das AUS für die Kassenfinanzierte ärztliche Sachleistungsversorgung. 
 
Huss: „Jetzt ist Zeit für Teamplay bei den Ärzten, die neue Zeit verlangt nach einem breiten Angebot von Zusammenarbeitsformen, gerade in der Kassenmedizin.“
 
Rückfragehinweis:
 
Arbeitnehmer-Obmann in der ÖGK, Andreas Huss, MBA 
Tel: +43 (0)664 6145534 
Mail: andreas.huss@gbh.at 
Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) 
pA Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger 
Haidingergasse 1 
1030 Wien
 
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