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Ist Liebe produktiv?

3-Länder-Frauenkonferenz der Baugewerkschaften

Es war die dritte gemeinsame Konferenz der Frauen aus den Gewerkschaften Unia (Schweiz), Gewerkschaft Bau-Holz (Österreich) und IG BAU (Deutschland). Vor dem beeindruckenden Panorama der schneebedeckten Gipfel des Berner Oberlands diskutierten die Kolleginnen über ihre Ziele und gesellschaftliche Herausforderungen.

Unter dem provozierenden Titel „Ist Liebe produktiv?“ standen Fragen nach dem Wert der unbezahlten Arbeit und der Existenzsicherung im Vordergrund. Insbesondere setzten sich die Gewerkschafterinnen dabei mit den Chancen und Risiken zunehmender Digitalisierung in ihrer Lebenswelt auseinander.

Arbeit 4.0 ist mehr als eine technische Revolution. Der Fokus auf Möglichkeiten von Vernetzung, der Übernahme von Arbeit durch Roboter und der Effektivierung von Arbeitsprozessen liegt derzeit fast ausschließlich auf der Maximierung von Profiten. Die Auswirkungen auf die Bedürfnisse und die Lebenssituationen der Menschen spielen kaum eine Rolle. Die Erwartungen und Befürchtungen gehen weit auseinander. Spannende neue Berufsfelder und größere Freiheiten in der Erwerbstätigkeit stehen auf der einen Seite. Die Vernichtung vieler Arbeitsplätze, zunehmend prekäre Beschäftigung, mangelnde soziale Sicherheit, mehr Leistungsdruck, Vereinsamung und wachsende Existenzängste prägen die andere Seite der Medaille. Dazu kommen größere Kontroll- und Manipulationsmechanismen in all unseren Lebensbereichen. Die Sorgen vieler Menschen sind berechtigt.

Eng damit verbunden ist die Frage nach der Zeit und dem Wert menschlicher Arbeit. Gerade die „Care-“ oder „Sorge-Arbeit“ lässt sich nicht so einfach kapitalistischen Verwertungs-maßstäben unterordnen oder durch Roboter ersetzen. Wieviel Zeit wird berechnet, um ein weinendes Kind im Kindergarten, einen trauernden Angehörigen im Altenheim oder auch zuhause zu trösten? Wie bemesse ich den Wert des Zuhörens, der Hilfe oder einfach des „Da-Seins“ für andere?

Sehr bewusst haben deshalb die Frauen ihren Blickwinkel auf die Frage gerichtet: Wie kann Digitalisierung zu mehr Lebensqualität genutzt werden? Zu fairer Arbeit und einem guten Leben für alle?

Im Ergebnis der dreitägigen  Konferenz standen als zentrale Handlungsfelder:

• Frauen zu ermutigen und zu stärken, den Wert ihrer Arbeit zu erkennen, ihre Interessen zu formulieren und gewerkschaftlich organisiert zu vertreten

• Sich innerhalb ihrer Gewerkschaften und in der internationalen Zusammenarbeit dafür einzusetzen, den Blick auf die „gesamte Arbeit“ zu schärfen

• Damit verbunden ist die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche als reguläre Vollzeiterwerbstätigkeit, um die Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung für eine partnerschaftliche Teilung aller Arbeit zu nutzen und Erwerbslosigkeit zu verringern

• Sich gemeinsam für ein existenzsicherndes, bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) einzusetzen, um soziale (Grund)sicherung aus der Abhängigkeit von Erwerbsarbeit zu befreien und Sozialversicherungssysteme zu ergänzen. Ein BGE könnte unbezahlter gesellschaftlich notwendiger Arbeit im privaten Bereich wie auch ehrenamtlichem Engagement mehr Raum und Zeit geben und selbstbestimmte Erwerbsbiografien erleichtern. Es könnte durch entsprechende Besteuerung von Einkünften und Gewinnen zu einer Umverteilung von oben nach unten beitragen.

• Eine Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik einzufordern, in der die Verantwortung für das Gemeinwohl Ziel des Handelns ist – ein gutes Leben für alle - statt der derzeitigen menschenfeindlichen und zerstörerischen Wachstums- und Wettbewerbsideologie.

Das klingt nach großen Zielen, vielleicht so hoch wie die Schweizer Berge. Aber auch die wurden und werden von Menschen erklommen. Neben Ambition, Kenntnissen und Fähigkeiten brauchen sie dafür Vertrauen in die eigene Kraft. Genau daran werden die Gewerkschaftsfrauen gemeinsam weiterarbeiten.

Sylvia Honsberg

 

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