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Katar 2022: Das Ziel vor Augen

Die Bau- und Holzarbeiter-Internationale (BHI) setzt sich für menschenwürdige Arbeit als Vermächtnis der Fußball-WM ein und kündigt eine neue Partnerschaft mit der weltweiten Vereinigung der Profifußballer FIFPRO an
Innerhalb weniger Jahre hat Katar große Fortschritte gemacht und neue Gesetze und Regulierungen in Hinblick auf die Rechte von Wanderarbeitern erlassen – insbesondere derjenigen, die rund um den Bau der WM-Stadien beschäftigt sind und somit dem Verantwortungsbereich des Supreme Committee for Delivery and Legacy (SC) unterstehen. 
 
Dieser rasche Fortschritt bei Gesetzgebung und Regulierung war jedoch von einer wachsenden Kluft zwischen den verabschiedeten Initiativen und der tatsächlichen Praxis begleitet und bei der Umsetzung der Reformen bestehen nach wie vor ernsthafte Probleme.
 
Für ein aus arbeitnehmerrechtlicher Sicht positives Vermächtnis der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022 braucht es politischen Willen - und zwar umgehend. Auf Grundlage der Informationen, die dem BHI von Wanderarbeitern und ihren Organisationen zur Verfügung gestellt wurden, haben wir zwölf Empfehlungen entwickelt, um sicherzustellen, dass die beschlossenen Reformen in der Praxis vollständig umgesetzt werden und rufen zu einem breiteren Bündnis auf, um das Vermächtnis menschenwürdiger Arbeit in Katar bis zur WM 2022 und darüber hinaus zu erhalten.
 
Angetrieben von dem Wunsch, ihre Stimme für die Förderung von Rechten und Arbeitsbedingungen auf internationaler Ebene einzusetzen, unterzeichnen Fußballspieler in aller Welt heute – vertreten von der FIFPRO – eine Partnerschaftsvereinbarung mit der BHI, in der sich beide Parteien zu gemeinsamen Projekten verpflichten, die zum Schutz grundlegender Arbeitnehmerrechte bei großen Fußballveranstaltungen auf dem Spielfeld sowie darüber hinaus beitragen sollen.
 
16 Monate vor dem Anpfiff der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 unterbreitet die Bau- und Holzarbeiter-Internationale (BHI) – der globale Gewerkschaftsverband, der in 127 Ländern 351 Gewerkschaften im Bau-, Baumaterialien-, Holz-, Forstwirtschafts- und verwandter Sektoren vertritt – nun zwölf Vorschläge, um bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 sowie darüber hinaus menschenwürdige Arbeit in Katar zu gewährleisten. Denn während der rasche Fortschritt bei Gesetzen und Regulierungen Wanderarbeitern in Katar grundlegende Rechte und Freiheiten zuspricht, hinkt die Praxis, wie aus dem BHI-Fortschrittsbericht 2021 "Dribble or Goal?" hervorgeht, bei der zuverlässigen und vollständigen Umsetzung der Reformen leider noch immer hinterher. 
 
Von besonderer Bedeutung sind die Erfolge des Organisationskomitees SC bei der Sicherung menschenwürdiger Einkommen und sozialer Standards für die Arbeiter an den Standorten der WM-Stadien. Zu den wichtigen Neuerungen gehörten etwa die Einrichtung von Foren für das Arbeiterwohlergehen als eine Form der Vertretung für Wanderarbeiter wie auch eine Reihe weiterer Maßnahmen in Hinblick auf eine verantwortungsvollere Anwerbung oder auch gemeinsame Gesundheits- und Sicherheitsinspektionen. In die gleiche Richtung gehen auch die Abschaffung des Kafala-Systems, ein neuer gesetzlicher Mindestlohn sowie die Einführung eines Streitschlichtungsmechanismus. All diese Schritte gehen in die richtige Richtung, doch noch immer erleben Wanderarbeiter Härten und ihre Grundrechte werden ihnen verweigert. 
 
Die BHI warnt, dass die umgesetzten Reformen, die tiefgreifend und weitreichend sind, in der Praxis weder die Achtung von Rechten entscheidend verbessern noch die Forderungen der Arbeiter in Katar erfüllen helfen werden, wenn die zunehmende Lücke zwischen Gesetzen und der Praxis nicht geschlossen wird. „Die verbleibenden 16 Monate bis zur Weltmeisterschaft bieten eine Gelegenheit, die wir nicht verpassen dürfen. Der Fußball kann sicherstellen, dass menschenwürdige Arbeit als sein Vermächtnis zurückbleibt, weit über den Moment hinaus, in dem die Weltmeister den goldenen WM-Pokal in die Höhe stemmen. Wir appellieren an alle Gruppen, die dazu beitragen wollen, ein solches Vermächtnis bis zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022 und darüber hinaus zu schaffen, dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, bis echte Fortschritte im Leben der Wanderarbeiter in Katar erreicht worden sind“, so Ambet Yuson, Generalsekretär der BHI.
 
„Die BHI hat einen einzigartigen Überblick über die Situation der Wanderarbeiter, insbesondere derjenigen, die am Bau der WM-Stadien und weiterer Infrastruktur in Katar beteiligt sind“, fügte er hinzu. „Unsere Empfehlungen an die katarischen Behörden, die FIFA, das SC sowie die multinationalen Unternehmen beruhen auf den Informationen, die wir von Wanderarbeitern erhalten. Sie wissen am besten, ob die Reformen umgesetzt werden“, schloss Yuson.
 
Der stellvertretende BWI-Vorsitzende Dietmar Schäfers bekräftigte: „Der Erfolg von Reformen kann – so auch in meiner Heimat Deutschland – immer nur vor Ort gemessen werden. Genau hier setzen unsere Empfehlungen an. Sie zielen auf eine wirksame Durchsetzung der Arbeitsreformen und -schutzbestimmungen, auf eine faire Einstellungspraxis und allgemeingültige Vergütungssysteme, auf das Wohl der Arbeitnehmer, auf einen funktionierenden sowie voll finanzierten Unterstützungs- und Versicherungsfonds für Arbeiter, auf die zeitnahe Lösung von Arbeitnehmerbeschwerden – ebenso wie auf Sorgfaltspflicht und gemeinsamen Inspektionen.“ 
 
„Vor allem müssen sich Wanderarbeiter ihrer Rechte bewusst sein, um Selbstvertrauen gewinnen und Ängste überwinden zu können. Zur erfolgreichen und nachhaltigen Gestaltung von Reformen sollten sie hierzu bei den nächsten Schritten aktiv miteinbezogen werden. Spezielle Zentren für Wanderarbeiter – von Wanderarbeitern geleitet – wären ein wichtiges Instrument, um das Vermächtnis der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022 zu realisieren“, so Schäfers abschließend. 
 
Fußballspieler haben sich bezüglich der Arbeiter- und Menschenrechtssituation in Katar besorgt gezeigt. Um sie dabei zu unterstützen, das Erbe großer Wettbewerbe zu beeinflussen, und ihnen entsprechende Mittel an die Hand zu geben, hat die FIFPRO heute ein Partnerschaftsabkommen mit der BHI unterzeichnet, das die Kräfte bündeln und gemeinsame Aktionen für den Schutz der Arbeitnehmerrechte unterstützen soll.
 
Jonas Baer-Hoffmann, Generalsekretär der FIFPRO, erklärt: „Die Spieler sind nie Teil der Entscheidungsstrukturen des Gastgeberlandes eines Fußballturniers. Dennoch haben sie den starken Wunsch, ihre Stimme für die Förderung der Grundrechte aller Beteiligten einzusetzen. Wir sind auf diese Spieler sehr stolz, und als deren kollektive Stimme schließt sich die FIFPRO nun mit der BHI zusammen, um ihnen praktische Lösungen für tatsächliche Veränderungen zu bieten.“
 
„Dies ist erst der Anfang. Spieler, Fußballinteressierte, zivilgesellschaftliche Organisationen und Entscheidungsträger werden zusammenarbeiten, um spürbare Verbesserungen der Menschenrechte für alle zu erreichen – auf dem Fußballplatz und darüber hinaus“, schließt Jonas Baer-Hoffmann.
 
Wie die katarischen Behörden, die FIFA und das SC sowie die multinationalen Unternehmen auf die Empfehlungen der BHI reagieren – wie sie in einen Dialog und eine Zusammenarbeit eintreten, um echte Veränderungen für Wanderarbeiter herbeizuführen – wird das Vermächtnis dieser Weltmeisterschaft bestimmen. Dieses „Wie“ wird entscheidend dafür sein, wie es in Katar und der Golfregion während der nächsten Jahre weitergeht. Die Bau- und Holzarbeiter-Internationale steht – vereint mit anderen globalen Gewerkschaften, Spielerverbänden sowie Menschenrechts- und multilateralen Organisationen – hinter dem Gewerkschaftsaufruf, Menschenwürde, menschenwürdige Arbeit, Fairness und Solidarität in den Mittelpunkt ihrer WM-Kampagne zu stellen, um das Leben von Tausenden von Wanderarbeitern in Katar mit Blick auf die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022 und darüber hinaus zu verbessern.
 
 
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