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ÖGB/AK/ÖGJ: 3. Lehrlingsmonitor: Praktisch keine Verbesserungen bei Lehrausbildung seit 2015

5.253 Lehrlinge befragt – 45 Prozent wissen nicht, wie die Lehrabschlussprüfung abläuft – ein Drittel der Lehrlinge leistet regelmäßig Überstunden
„Der dritte Lehrlingsmonitor zeigt klar, dass es für die Verbesserung der Lehre mehr braucht als Namensänderungen und Imagekampagnen“, sagt Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), bei der Präsentation des 3. Österreichischen Lehrlingsmonitors von ÖGB, AK und ÖGJ. 5.253 Lehrlinge aus ganz Österreich sind dazu vom Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) zu ihrer Ausbildung befragt worden.
 
Für zwei von drei Befragten passt die Ausbildung, für ein Drittel muss es aber deutliche Verbesserungen geben. Weiterhin sagt auch fast ein Drittel der befragten Lehrlinge, es müsse immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten leisten. „Wenn mir Lehrlinge erzählen, dass sie den ganzen Tag nur Regale einschlichten, den Boden zusammenkehren oder Material von A nach B tragen, dann wundert mich die Unzufriedenheit mit der Lehrausbildung nicht“, erzählt Hofer. „Da nützt die beste Imagekampagne nichts.“  
 
45 Prozent der Befragten wissen nicht, wie die Lehrabschlussprüfung (LAP) abläuft
 
„In einer AHS wäre es undenkbar, dass SchülerInnen nicht wissen, was zur Matura kommt oder wie sie abläuft“, ist Hofer schockiert, dass 45 Prozent der Lehrlinge nicht wissen, wie die LAP abläuft, was sie bei der Prüfung können (36 Prozent) oder wo sie sich anmelden müssen (54 Prozent). Nur ein Drittel gibt an, dass der/die AusbilderIn mit ihm/ihr darüber geredet hat, was er/sie bei der Lehrabschlussprüfung können muss. „Genau hier muss die Regierung ansetzen, wenn sie es mit der Aufwertung der Lehre ehrlich meint“, fordert Hofer eine automatische Anmeldung zur LAP durch den Betrieb, verpflichtende Kompetenzchecks zur Mitte der Lehrzeit, um den Ausbildungsstand festzustellen und die regelmäßige Überprüfung der Ausbildungsqualität. 
 
Ein Drittel der Lehrlinge muss Überstunden machen
 
Knapp ein Drittel der Lehrlinge muss Überstunden machen, und zwar unabhängig vom Alter, obwohl Überstunden von unter 18-Jährigen verboten sind. 5 Prozent davon sogar unbezahlt oder ohne Zeitausgleich. „Das sind rund 5.500 junge Menschen, die schon zum Einstieg ins Berufsleben unbezahlte Arbeit leisten müssen. Das geht nicht! Das ist unfair. Und besonders unfair gegenüber Lehrlingen, die ja auf ihre Ausbildung und auf ihren Abschluss angewiesen sind“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. „Es braucht mehr Respekt, es braucht faire Arbeitszeiten und eine faire Bezahlung für alle!“ 
 
Ausbildungsangebote für Jugendliche schaffen
 
Wenn für die Jugendlichen Ausbildungspflicht bis 18 gilt, dann muss es auch ausreichend Ausbildungsangebote geben“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. „Das gilt einerseits für Betriebe, die dauernd über Fachkräftemangel jammern. Sie müssen mehr Lehrstellen schaffen.“
 
Andererseits richtet Anderl auch einen Appell an die Bundesregierung, die überbetriebliche Lehrausbildung in der derzeitigen Qualität beizubehalten. „Nur der öffentlich finanzierten überbetrieblichen Ausbildung ist es zu verdanken, dass bei uns die Arbeitslosigkeit der unter 19-Jährigen niedriger ist als anderswo. Hätten wir dieses Instrument nicht, würden tausende Jugendliche auf der Straße stehen.“ Besonders wichtig sei, dass Jugendliche ohne Lehrstellen in Betrieben in überbetrieblichen Ausbildungen auch weiterhin einen Lehrabschluss machen könnten. „Entscheidend ist daher, dass die überbetriebliche Ausbildung eine volle Lehre anbietet und die Jugendlichen dadurch zu einem vollwertigen Lehrabschluss kommen.“ 
 
Fachkräftemilliarde: Betriebe fördern, die qualitativ ausbilden
 
Die Bundesregierung hat angekündigt die Lehrausbildung besser zu fördern und hat in diesem Sinn angekündigt, das Vorarlberg-Modell dazu prüfen zu wollen. „Das ist ein guter Ansatz. Die Betriebe zu belohnen, die ausbilden und dafür jene Unternehmen zahlen zu lassen, die es eben nicht tun. Aber nicht nach dem Gießkannenprinzip“, warnt Katzian. „Wir fordern einen Ausbildungsfonds – eine Fachkräftemilliarde – in den Firmen einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten. Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden, sollen aus diesem Topf Förderungen erhalten.“ Finanziert werden soll der Fonds durch ein Prozent der Jahresbruttolohnsumme durch die Unternehmen. „Wir setzen uns dafür ein, dass Lehrlinge ein gutes Leben haben, dafür brauchen sie auch eine gute Ausbildung“, sagt Katzian abschließend.
 
3. Österreichischer Lehrlingsmonitor – weitere Ergebnisse
 
  • 29 Prozent der Lehrlinge geben an, dass ihr Lehrberuf bei der Berufswahl ihr Wunschberuf war.
  • 20 Prozent der Lehrlinge in Tourismus und Freizeitwirtschaft machen unfreiwillig Überstunden.
  • 73 Prozent waren schon einmal krank arbeiten.
  • 23 Prozent haben keine Arbeitszeitaufzeichnungen.
  • 21 Prozent haben schon daran gedacht ihre Ausbildung abzubrechen. Überproportional betroffen davon sind Lehrlinge in den Branchen Tourismus/Freizeitwirtschaft und Handel.
  • 28 Prozent geben an, nach einem Arbeitstag körperlich am Ende zu sein. Deutlich über dem Durchschnitt liegen die Antworten von Lehrlingen in den Branchen Tourismus/Freizeitwirtschaft und Handel.
  • 35 Prozent sind mit ihrer Ausbildung sehr zufrieden.
  • 71 Prozent würden sich wieder für den gleichen Beruf entscheiden.
  • 28 Prozent würden sich nicht nochmals für den Betrieb entscheiden. 
Bereits zum dritten Mal hat das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) im Auftrag von ÖGB und AK 5.253 Lehrlinge aus ganz Österreich zu ihrer Ausbildung befragt. 2015 wurde der Lehrlingsmonitor zum ersten Mal durchgeführt.
 
Alle Ergebnisse sind unter www.lehrlingsmonitor.at abrufbar.
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