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Der Arbeitsklima-Index zeigt: Die Corona-Krise verschärft die soziale Ungleichheit in der Arbeitswelt

„Während und nach der Corona-Krise waren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in vielerlei Hinsicht enorm gefordert. Dafür haben sich vor allem jene, die unsere Gesellschaft während des Shutdown am Laufen gehalten haben, eine finanzielle Anerkennung verdient“ (AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer )
Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt verändert und die soziale Ungleichheit zwischen den sicheren, gut bezahlten Jobs und den unsicheren, prekären Arbeitsverhältnissen mit schlechten Gesundheitsbedingungen weiter verschärft. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. „Um den Menschen jetzt Zukunftsperspektiven zu geben, brauchen wir ein Jugendrettungspaket, eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes und eine finanzielle Anerkennung für die Heldinnen und Helden der Krise“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
 
 In der Corona-Krise wurde der Arbeitsalltag in vielen Berufen von einem Tag auf den anderen völlig neu organisiert. Rund 40 Prozent der Beschäftigten in Österreich arbeiteten zwischen März und Mai zumindest teilweise im Home-Office. In den „systemrelevanten“ Berufen, z.B. im Supermarkt, in Pflegeheimen und Krankenhäusern oder im öffentlichen Verkehr änderte sich hingegen wenig. Dort, wo Beschäftigte ohnehin in gefährlichen Berufen mit hoher Unfall- und Verletzungsgefahr arbeiten, kam erhöhte Ansteckungsgefahr hinzu.
 
 Die Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Mai 2019 um fast 70 Prozent. Hätten nicht die Sozialpartner die Corona-Kurzarbeit vereinbart, wäre der Anstieg noch viel dramatischer ausgefallen. 44 Prozent der Arbeitslosen und 30 Prozent der Menschen in Kurzarbeit sagen, dass sie besonders hart von der Krise getroffen werden. In ihrer Existenz fühlen sich fast die Hälfte der Arbeitslosen und mehr als ein Drittel der Kurzarbeiter/-innen bedroht. Vor allem die Kombination aus niedrigem Bildungsabschluss, Migrationshintergrund und atypischer Beschäftigung, die mit erhöhtem Arbeitsplatzrisiko und zumeist schlechter Bezahlung einhergeht, sorgt dafür, dass sich manche Beschäftigtengruppen deutlich stärker von der Corona-Krise betroffen sehen als andere. Insgesamt glauben acht von zehn Arbeitnehmern/-innen, dass die aktuelle Krise den Arbeitsmarkt dauerhaft verändern wird.
 
 Jene Beschäftigten, die während des Shutdown überwiegend im Home-Office waren, fühlten sich mit Abstand am besten vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt. Zwei Drittel der Heimarbeiter/-innen sind der Ansicht, dass Home-Office viele Vorteile bringt, die der Betrieb auch über die Krise hinaus nutzen sollte. Home-Office hat aber auch seine Schattenseiten: Ein Fünftel sagt, dass das Arbeiten von Zuhause sehr umständlich ist, ebenso vielen fehlt in den eigenen vier Wänden der Platz, um die Arbeit in gewohnter Weise verrichten zu können. Die Hälfte der Beschäftigten hat im Home-Office mehr Stunden gearbeitet als vertraglich vereinbart. Vier von zehn waren auch zu Zeiten tätig, zu denen sie normalerweise nicht arbeiten, nämlich frühmorgens, abends, nachts und am Wochenende. Bei Eltern schulpflichtiger Kinder sind die Arbeitsbelastungen deutlich gestiegen, etwa Stress, Zeitdruck oder Überlastung. 
 
 450.000 Beschäftigte in Österreich arbeiten in gefährlichen Berufen mit hoher Unfall- und Verletzungsgefahr. Sie entwickeln häufiger jene chronischen Vorerkrankungen, die sie zu einer Risikogruppe mit höherem Ansteckungs- und Mortalitätsrisiko zählen lassen, wie Bluthochdruck oder chronische Atemwegserkrankungen. Dennoch waren sie einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt, weil sie seltener ins Home-Office wechseln konnten. Knapp ein Drittel fühlte sich nicht ausreichend vor dem Coronavirus geschützt. Unter allen Beschäftigten sagten das nur halb so viele. Ebenfalls mehr als 30 Prozent der gefährdeten Beschäftigten mussten zur Arbeit gehen, obwohl sie sich vor einer Ansteckung fürchteten. Ein Viertel wollte sich frei nehmen – durfte aber nicht. Ein knappes Drittel musste sogar während des Shutdown Überstunden machen.
 
 AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert angesichts der Ergebnisse des Arbeitsklima Index, dass die vielfach geäußerten Sorgen der Beschäftigten um den Job, um ihre Gesundheit und um die eigene Existenz ernst genommen werden müssen. „Während und nach der Corona-Krise waren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in vielerlei Hinsicht enorm gefordert. Dafür haben sich vor allem jene, die unsere Gesellschaft während des Shutdown am Laufen gehalten haben, eine finanzielle Anerkennung verdient“, sagt Kalliauer, der gleichzeitig ein umfassendes Jugendrettungspaket und eine deutliche Erhöhung des Arbeitslosengeldes fordert.
 
 Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima
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