GBH

Sozialpartner präsentieren Studie „Zukunft Arbeitswelt“

Studie liefert „Fundament” zur aktiven Bekämpfung des Fachkräftemangels in den Baunebengewerben
Es gibt eine hohe Zufriedenheit unter den Lehrlingen und ArbeitnehmerInnen. Es gibt mehr Willen zur Lehrausbildung bei den Firmen, aber woher sollen zukünftige Lehrlinge kommen? Im Zuge einer gemeinsamen Pressekonferenz wurden heute (24.5.) die Ergebnisse der Studie „Zukunft Arbeitswelt“ und darauf abgestimmte Maßnahmen von den Sozialpartnern aus den Baunebengewerben präsentiert 
 
Wieder einmal lässt die Gewerkschaft Bau-Holz mit einem gemeinsamen Projekt mit den Sozialpartnern aufhorchen. Mit vereinter Kraft begegnen die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) und die Bundesinnungen des Baunebengewerbes dem Fachkräftemangel im Handwerk. Dazu wurde eine großangelegte Studie beim Institut für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) beauftragt.
 
Die wichtigsten Ergebnisse aus der Studie
 
Es sind wieder mehr Betriebe bereit, Lehrlinge auszubilden. Für diese Betriebe wird es immer schwieriger, Lehrlinge zu finden. Insgesamt genießt das Baunebengewerbe einen sehr hohen Stellenwert bei den Befragten. Die Studie bestärkt aber die Sozialpartner, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Es muss Verbesserungen in Bezug auf die Berufsorientierung, die Information und die Kommunikation bzw. die Kommunikationswege dazu geben. Die Bewerbung und die Vorstellung der Berufe muss wesentlich früher starten und die vorhandenen Ressourcen müssen neu bewertet und verteilt werden. Ganz wichtig sind dabei persönliche Kontakte über Messen, Berufsinformationsevents und Schnuppertage.
 
Sehr positiv ist, dass 70 Prozent der befragten Eltern eine Lehre für ihre Kinder befürworten. Mit einem so hohen Voting haben die Sozialpartner nicht gerechnet. Der Wunsch, den Lehrabschluss zu schaffen, ist mit 95 Prozent ein klarer Auftrag für die Sozialpartner, die Lehrlinge dabei bestmöglich zu unterstützen.
 
Um den Fachkräftemangel aktiv zu bekämpfen, schlagen die Sozialpartner aus der Studie abgeleitet 7 erste Maßnahmen vor
 
  1. Aktualisieren des Lehrplans mit mehr praxisbezogenen Tagen sowohl in den Pflichtschulen als auch in den allgemeinbildenden höheren Schulen 
  2. Früherer Beginn der Berufsorientierung, spätestens in der 8. Schulstufe.
  3. „Schulsystem“ stärker als Partner für eine Lehrausbildung gewinnen.
  4. Vorbereitungskurse zur Lehrabschlussprüfung.
  5. Berufsinformationen zielgruppengerechter gestalten
  6. Fördermöglichkeiten für Betriebe aufzeigen 
  7. Bewerbung der guten Work-Life-Balance in den Baunebengewerben. Das heißt, das Bewusstsein der hohen Arbeitszufriedenheit, dass es sich um einen guten Job mit finanzieller Sicherheit und eine Arbeit mit sichtbaren Ergebnissen handelt, in den Zielgruppen steigern 
 
Abg. z. NR Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz: „Wir Sozialpartner reden nicht nur über den Fachkräftemangel in Österreich, wir tun auch aktiv etwas dagegen. Durch unsere gemeinsam beauftragte Studie haben wir nun ein gutes daten- und faktenbasierendes Fundament dazu. Als nächste Schritte werden die Ergebnisse dieser Studie in unseren Expertengremien genau analysiert und weitere konkrete Maßnahmen abgeleitet. Zur notwendigen Anpassung unserer Kollektivverträge werden wir ExpertInnen auf beiden Seiten beauftragen. Dazu haben wir bereits ein eigenes ‚Aktionsteam‘ gegründet. Das Baunebengewerbe bringt eine hohe finanzielle Sicherheit, gute Jobs und es wird etwas Sichtbares geschaffen, worauf unsere ArbeitnehmerInnen zu Recht stolz sein können. Das müssen wir unseren zukünftigen Fachkräften über alle möglichen Kanäle erzählen.“ 
 
Ing. Martin Greiner, Sprecher der Bundesinnungen des Baunebengewerbes der Wirtschaftskammer Österreich: „Das deutliche ‚Ja‘ zur Lehre von 70 Prozent der befragten Eltern macht uns sehr optimistisch. Als ersten Schritt werden wir anregen, dass wir das vorhandene Informationsmaterial sichten und bewerten. Verstärkt werden wir auch versuchen, MaturantInnen anzusprechen. Dabei wollen wir auch Jugendliche ansprechen, die nach der Schulpflicht ihre Matura abbrechen. Hier sehen wir eine große Chance, eine neue Zielgruppe aufzumachen und den betroffenen jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben.“
 
Christoph Haselmayer, Geschäftsführer des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD): „Insgesamt genießt das Baunebengewerbe einen sehr hohen Stellenwert. Eine Erhebung der Arbeiterkammer ergab, dass die Zufriedenheit der Lehrlinge in den Berufen des Bauhaupt- und der Baunebengewerbe am höchsten ist. Das wird von unserer Studie bestätigt. Wobei im Baunebengewerbe die Zufriedenheit noch höher ist. Aus meiner Sicht könnte auch die Allgemeinheit einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten, indem Firmen, welche Lehrlinge ausbilden, bei den Vergaben von Aufträgen bevorzugt behandelt werden – das kommt dann letztendlich uns allen wieder zugute.“
 
Greiner und Muchitsch fordern abschließend: „Im Bereich der Kollektivverträge können wir selbst notwendige Adaptierungen einleiten. Bei arbeitsrechtlichen Änderungen bis hin zu politischen Maßnahmen im Bildungssystem brauchen wir aber den Gesetzgeber. Die Politik ist gut beraten, wenn sie unsere Maßnahmen ernst nimmt und entsprechend schnell ins Handeln kommt. Es ist 5 vor 12 und wir haben keine Zeit mehr für leere Lippenbekenntnisse. Bitte kommt ins Handeln!“
 
Zur Studie
 
Insgesamt wurden 2.524 Menschen über eine Online-Befragung (CAWI) im Zeitraum 14. Dezember 2022 bis 14. April 2023 befragt. Darunter waren 652 Eltern von Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren, 517 Lehrlinge, 107 BerufsschullehrerInnen, 366 ArbeitgeberInnen sowie 882 ArbeitnehmerInnen. Stichproben-Methode war ein vorgeschichtetes Randomverfahren.
 
Die Studie im Detail als Download
 
Das Baunebengewerbe umfasst folgende Kollektivverträge ...
 
  • Bauhilfsgewerbe
  • Brunnenmeister, Grundbau- und Tiefbohrunternehmer
  • Bodenlegergewerbe
  • Pflasterergewerbe
  • Steinarbeitergewerbe/Steinmetze
  • Dachdeckergewerbe 
  • Glasergewerbe
  • Maler-, Lackierer- und Schilderherstellergewerbe
  • Tapezierergewerbe
  • Hafner, Platten- und Fliesenlegergewerbe und Keramikergewerbe
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