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Gewerkschafts-Umfrage: Hälfte der Lehrlinge leidet an Depressionen oder Essstörungen

Gewerkschaftsjugend fordert Ausbau psychosozialer Unterstützung an Berufsschulen
Gemeinsam mit der MedUni Wien und der Donau-Universität Krems hat die Gewerkschaftsjugend zwischen Ende März und Mitte Mai 2021 1.442 Lehrlinge zu ihrer psychischen Gesundheit in Zeiten von Covid-19 befragt. „Der Zustand der psychischen Gesundheit darf zurecht als besorgniserregend bezeichnet werden“, fasst Josef Rehberger, stellvertretender Bundesjungendvorsitzender des ÖGB, die Ergebnisse zusammen.
„Im Gegensatz zu SchülerInnen ist für Lehrlinge die Lehre als Berufsausbildung ein wichtiger Weg in die Arbeitswelt. Die aktuellen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die psychische Gesundheit dieser Gruppe daher besondere Aufmerksamkeit erfordert“, so Rehberger. Denn Arbeitsplatzunsicherheit könne zur späteren Entwicklung psychischer Störungen beitragen. „Wir fordern daher den Ausbau der psychosozialen Unterstützung an Berufsschulen sowie ausreichende Kapazitäten für Psychotherapie speziell für Jugendliche und Lehrlinge.“
Weibliche und diverse Lehrlinge sowie Menschen mit Migrationshintergrund psychisch stärker belastet
 
48,3 Prozent aller Befragten weisen Symptome von Depressionen auf, 35,4 Prozent von Angstzuständen, 50,6 Prozent von Essstörungen und 27 Prozent von Schlafstörungen. Unterschiede sind in Geschlecht und bei Migrationshintergrund festzustellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass weibliche und diverse Lehrlinge sowie Menschen mit Migrationshintergrund psychisch stärker belastet waren. Vor allem Depressionen sind bei Frauen mit 59,3 sowie bei diversen Personen mit 93,8 Prozent besonders ausgeprägt. Ebenso trifft das auf Angstzustände mit 44,6 Prozent bei weiblichen und 75 Prozent bei diversen Lehrlingen zu.  
 
Mehr finanzielle Mittel für Jugendeinrichtungen 
 
Psychische Gesundheit ist für alle wichtig. Lehrlinge seien aber besonders zu berücksichtigen, da ihre Arbeitssituation im Allgemeinen unsicherer ist als die der meisten Erwachsenen mit abgeschlossener Ausbildung und etablierter beruflicher Laufbahn. Außerdem ist es schwieriger, nach der Arbeitslosigkeit einen neuen Arbeitsplatz zu finden, wenn man nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügt.
 
„Mir ist es daher sehr wichtig, dass es in Österreich mehr finanzielle Mittel für Jugendeinrichtung sowie Jugendzentren gibt”, fordert Rehberger. „Diese sind meist die ersten Anlaufstellen, wo sich Jugendliche öffnen können und an einem vertrauenswürdigen Ort mit ihren BetreuerInnen reden können. Gesundheitsminister Mückstein muss dafür sorgen, dass hier mehr Mittel für die Jugendlichen da sind und die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt”, so der stv. Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend abschließend. 
Forderungen der Österreichischen Gewerkschaftsjugend:  
 
1. Vollständige Kostenübernahme durch die Krankenversicherung und flächendeckend ausreichende Kapazitäten für Psychotherapie, funktionelle Therapie und kinder- und jugendpsychiatrische Angebote. Keine Kontingentierung oder Deckelung in der Kapazität der Angebote.
2. Ausbau der psychosozialen Unterstützung an Berufsschulen: Anlaufstellen mit SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen für alle BerufsschülerInnen.
3. Präventionsmaßnahmen zu Mobbing und Diskriminierung ausbauen. Aufruf an den Bildungsminister Faßmann im Einklang mit den Landesbildungsdirektion dafür Sorge zu tragen, dass ausreichend Workshops zu Hate-Speech, Online-Mobbing und Internetsucht angeboten werden.
4. Entstigmatisierung und Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen. Betroffenen die Scheu nehmen, frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen. Es ist Zeit, ganz normal darüber zu reden. Schaffung spezieller Angebote insbesondere für jene junge Menschen, die ins Erwerbsleben eintreten. Ebenso sollen Bildungs-, Jugend- und Gesundheitsministerium eine bundesweite Kampagne zur Enttabuisierung psychischer Erkrankungen erarbeiten und umsetzen.
5. Harte Lockdowns sowie die Schließung von Schulen und Ausbildungsbetrieben haben negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. Bei erhöhtem Infektionsgeschehen darf die Schließung der Schulen und Ausbildungsbetriebe ausschließlich die Ultima Ratio sein.  
 
 
 
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